Am Welttag des Radios, dem 13. Februar 2025, fand die Buchpräsentation und Podiumsdiskussion „Das Recht auf Radio. 100 Jahre Radio – 25 Jahre ORANGE 94.0“ statt.
In der Podiumsdiskussion sprachen Albert Malli/ ORF Digitale Dienste Audio und ORF SOUND, Michael Ogris/ Vorsitzender KommAustria, Helga Schwarzwald/ Verband Freier Rundfunk Österreich und Ulli Weish/ ORANGE 94.0 über die Zukunft der nichtkommerziellen Community-Radios in Österreich.
Die Geschichte des Radios wird im neu erschienen Buch aus der zivilgesellschaftlichen Perspektive erzählt und erweitert die 100 Jahre Radiogeschichte und den große Jubiläumsreigen so um die Pirat:innenbewegungen und den Kämpfen für freie Sendefrequenzen und Meinungspluralität.
Das Kapitel Erzählcafe ist eine Verschriftlichung einer Veranstaltung des ORANGE 94.0 vom 25.05.2023, nachhörbar unter de.cba.media/630656. Darin erzählt, unter anderen, Maria Windhager von ihren Erinnerungen über die Entstehung des heutigen Wiener Freien Radios:
Meine Erinnerung ist ein bisschen getrübt, die wird jetzt durch die ganzen Geschichten aber wieder sehr angeregt. Meine erste Begegnung mit dem Radio läuft über eine Student:innen-Zeitung. Wir haben damals als kritische Jusstudent:innen das Juridikum gegründet, das es übrigens immer noch gibt, darauf bin ich ganz stolz. Wir haben letztes Jahr Jubiläum gefeiert. In dieser Zeitung haben wir auch laufend über die Freien, nichtkommerziellen Radios und die Radiopirat:innen-Szene berichtet. Das fanden wir medienpolitisch sehr interessant und da gab es auch viele persönliche Kontakte. Konkreter ist die Zusammenarbeit für mich über meine Freundinnen, Andrea Danmayr und Fiona Steinert, geworden. Die waren ja sehr aktiv und haben sich voll reingehängt und das Freie Radio zu ihrem „Projekt Nummer eins“ gemacht. Sie haben mich ganz geschickt für die medienrechtliche Beratung eingespannt. Außerdem war ich Ersatzmitglied in der Privatrundfunkbehörde, für Sepp Brugger. Sepp Brugger hat für die Freien, nichtkommerziellen Radios auch eine ganz wichtige Rolle gespielt.
Ich war also Ersatzmitglied in der Privatrundfunkbehörde und ich war bei diesem historischen Moment dabei, als die Lizenz erteilt worden ist. Das war wirklich ganz, ganz toll. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich aus dieser Sitzung gekommen bin und wir gefeiert haben. Und ich kann mich auch noch gut erinnern, wie zum erstenmal gesendet worden ist. In den folgenden Jahren war ich damit beschäftigt, wie die juristische Absicherung funktionieren kann, wie wir sicherstellen können, dass keine Inhalte produziert bzw. ausgestrahlt werden, die rechtlich angreifbar sind. Wir haben wirklich ein sehr gutes Konzept für Medienrechtsschulungen entwickelt. Dazu habe ich meine stärksten Erinnerungen: Die Schulungsabende im Keller, die vollgestopft waren mit Radiomacher:innen, immer ein sehr gemischtes Publikum – von Teenies angefangen bis zu den Pensionist:innen. Wir haben gemeinsam medienrechtliche Grundlagen gepaukt und diskutiert.
Es gab wenige Fälle, mit denen ich beauftragt wurde. Es ist also praktisch nie etwas passiert, weil wirklich sehr verantwortungsbewusstes „Superradio“ produziert worden ist. Auch das „Train the Trainer“-Prinzip hat super funktioniert. Ich kann mich erinnern, als Professor Korn irgendwann einmal zu mir gesagt hat, dass er mich beneidet, weil die Leute in meine Medienrechtsschulungen freiwillig kommen, weil sie das wirklich interessiert, während er an der Uni unmotivierte Student:innen unterrichten müsste. Auch für mich waren die Schulungen eine Bereicherung und die vielen herausfordernden Fragen, die an mich gestellt worden sind, waren sehr wichtig für mich – vor allem um zu lernen, was die Fragen sind, die sich in der Praxis stellen und wie man sie löst. Das war eine tolle Zeit. Die Verbindung hat auch über all die Jahre gehalten. Radio ORANGE 94.0 ist immer professioneller geworden und den Kontakt gibt es immer noch. Und das finde ich super. Also macht nur weiter so!
Jetzt fällt mir doch noch eine juristische Auseinandersetzung ein, ganz am Anfang im Zusammenhang mit dem Namen. Die ist aber nicht gerichtsanhängig geworden. Es ging um den Namen Radio ORANGE 94.0. Den ORF hat es geärgert, dass dieser Name gewählt wurde, weil er als subversive Attacke verstanden wurde. Radio Wien hatte nämlich damals eine Werbekampagne mit orangen Plakaten laufen. Bei dieser Auseinandersetzung wurde aber auch deutlich, dass der ORF den Namen eigentlich recht cool fand und darauf auch ein bisschen neidisch war.