Wegen fehlender Einhaltung ethischer Standards bei der Erforschung muslimischen Lebens in Österreich hat eine Studie der Universität Wien bereits im Jahr 2023 für heftige Kritik und Diskussionen gesorgt. Im Mittelpunkt stand der für das Projekt verantwortliche Universitätsprofessor Ednan Aslan.
Die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) als größte muslimische Jugendorganisation konnte sich nun erfolgreich wehren und die mangelnde Qualität aufzeigen.
Professor Ednan Aslan führte im Jahr 2023 die Studie „Effekte des islamischen Religionsunterrichts in Österreich“ durch, in der muslimische Schüler:innen der 9. Schulstufe befragt wurden, sowohl jene, die den islamischen Religionsunterricht besuchen, als auch jene, die sich abgemeldet haben. Dabei wurde unter anderem die Einstellung gegenüber Homosexualität abgefragt, etwa mit folgender Aussage: „Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich küssen“. Ebenso enthielt die Studie Aussagen, die ein problematisches Frauenbild widerspiegeln, wie: „Wenn Frauen in der Öffentlichkeit Miniröcke oder freizügige Kleidung tragen, signalisieren sie sexuelle Bereitschaft“.
Diese Art der Befragung wurde stark kritisiert und führte zu Unbehagen und Irritationen bei Schüler:innen. Die MJÖ kritisierte die rassistische Struktur und die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) den manipulativen Charakter der Studie.
Die MJÖ richtete daraufhin Auskunftsersuchen gemäß § 1 Auskunftspflichtgesetz an unterschiedliche Organisationen und Einrichtungen, die mit der Studie in Verbindung standen bzw. mögliche Informationen über deren Durchführungen und Kontrolle der Einhaltung von ethischen Standards zur Verfügung stellen könnten.
Während die Universität Wien die Anfrage vordergründig in datenschutzrechtlicher Hinsicht beantwortete und nur Auskunft über die im Zuge der Studie verarbeiteten personenbezogenen Daten gab, fanden das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) und vor allem die Bildungsdirektion für Wien klare Worte für die in Kritik stehende Studie.
Auskunft der Bildungsdirektion für Wien
Die Bildungsdirektion kritisierte die Studie und wies darauf hin, dass deren Durchführung einer Zustimmung durch die Schulbehörde bedurft hätte. Eine solche Genehmigung wurde jedoch weder beantragt, noch erteilt.
Die „verwendeten Fragestellungen, die nun seit der Veröffentlichung im Internet – unter anderem auf der Homepage der Universität Wien über einen Link zum Fragebogen – bekannt sind“, wären seitens der Bildungsdirektion „ganz sicher nicht bewilligt worden.“ Weiters führte die Schulbehörde aus, dass schon „auf Grund des völlig unreglementierten Zuganges aus dem Internet […] diese Studie aus wissenschaftlicher Sicht nicht seriös“ sei, sie aber „zu manipulativen Meinungen“ führe.
Und: „Selbstverständlich hätte die Bildungsdirektion für Wien darüber informiert werden müssen, wenn an Schulen eine derartige Umfrage stattfindet, und diese wäre ohne Zustimmung durch die Bildungsdirektion auch gar nicht möglich.“
Die Bildungsdirektion für Wien kommt letztlich zu einem sehr eindeutigen Ergebnis: „Die konkrete Studie wurde nicht geprüft, weil kein Antrag gestellt wurde. Falls es diese Prüfung gegeben hätte, so wären die notwendigen Standards nicht erfüllt gewesen.“
Auskunft des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Das BMBWF betonte, dass es im Vorfeld der Studie nicht informiert und auch in Genehmigungsprozesse eingebunden war, weil das gesetzlich nicht vorgesehen ist. Das Ministerium verwies jedoch hinsichtlich der Durchführung diesbezüglicher Studien auf § 46 Abs 2 Schulunterrichtsgesetz, wonach die Teilnahme von Schüler:innen an Veranstaltungen in Schulen, die nicht Schulveranstaltungen oder schulbezogene Veranstaltungen sind, einer Bewilligung durch das Klassen- bzw. Schulforum oder den Schulgemeinschaftsausschuss bedarf. Die Teilnahme darf nur genehmigt werden, wenn sie freiwillig ist, die schriftliche Zustimmung der Erziehungsberechtigten vorliegt und keine sittliche oder körperliche Gefährdung der Schüler:innen zu befürchten ist.
Nach den Medienberichten über die Studie ist nicht eindeutig feststellbar, ob eine entsprechende Zustimmung von den Erziehungsberechtigten eingeholt wurde.
Damit reiht sich diese Studie in eine Liste an rechtlich, ethisch und politisch kritikwürdigen Forschungsprojekten ein, deren Folgen letztlich die in Österreich lebenden Muslim:innen zu spüren bekommen haben.